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FLUGHÖHE – STADTMACHEN ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Wo keine Praxis ist, kann nicht theoretisiert oder geforscht werden. Wo keine Wissenschaft ist, da kann Praxis sich nicht reflektieren und einen fundierten Blick auf laufende transformative Prozesse werfen. 

Diese Wechselseitigkeit ist in jeglichem Forschungsbereich relevant und produktiv – so auch im Bereich des Stadtmachens. In Wuppertal, der Hauptstadt des Bergischen Landes, spielt das Stadtmachen eine es­senzielle Rolle in der Entwicklung des urbanen Raums.  Stadtmachen ist hier seit Jahren ehrenamtliche Handarbeit. Aus der Wandlung der Stadt entstand in den letzten zehn Jahren unter anderem Utopiastadt. Angesiedelt in einem ehemaligen Bahnhofsgebäu­de im Wuppertaler Quartier Mirke, arbeiten hier rund 150 hauptsächlich ehrenamtliche Utopist_innen Woche für Woche praktisch und theoretisch an der Entwicklung von städtischem Raum. Über die Jahre ist Utopiastadt deshalb zu einem Dreh­ und Angelpunkt der lokalen und überregionalen städtischen Stadtma­cher_innenszene geworden, von dem aus vielfältige Impulse in Richtung kommunaler Verwaltung und For­schung gesendet werden. In den letzten fünf Jahren wurden in Zusammenarbeit mit dem transzent, dem Uni­Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit, fünf Projekte durchgeführt, die sich im Kern um das koproduktive Stadtmachen im Mirker Quartier drehen. Die Wissenschaftler_innen, Projekt­mitarbeitenden, Utopist_innen und entfernter beteiligte Akteur_innen zogen im Rahmen eines dreiteiligen Workshops Bilanz und beschäftigten sich mit der Frage: Wie wirkt die Zusammenarbeit zwischen Utopia­stadt und dem transzent/Wuppertal Institut auf das koproduktive Stadtmachen im Mirker Quartier? Im Rahmen der Workshopreihe haben sich einige strukturelle Hürden und Meilensteine des lokalen koproduktiven Stadt­machens herausgestellt. Diese werden im Rahmen des vorliegenden Formats in sechs Schlaglichtern auf explizit nicht wissenschaftlich-­analytische Weise aufgegriffen, ausgeführt und inhaltlich illustriert.

Diese Aufbereitung in Wort und Bild entstand aus der Begleitung durch Mosche und Jens. Sie soll dieses Projekt mit anderem Blick beleuchten — praktischer, intuitiver, vielleicht impulsiver und emotionaler und deswegen vielleicht mindestens genauso wahr. Mit ordentlich Flughöhe. Aus der Vogelperspektive eben.

Herausgebender: transzent – Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit
Gestaltung/Illustration: Jens Oliver Robbers
Text: Max-Mosche Kohlstadt

Hier gehts zum pdf Dokument.

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FENSTERSANIERUNGSWORKSHOPS: BLANK ZIEHEN! | 12. März 2022

Wir tun es unserem erkorenen Bahnhofsvorsteher, aka dem lieben Jott, gleich und ziehen gemeinsam blank. Damit wir keine Sammelanzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses bekommen, behalten wir die Klamotten aber lieber an, während wir gemeinsam die historischen Fenster denkmalgerecht von ihrem Lack befreien – bis sie blitzeblank sind. Dabei ist es egal, ob du professionelle Übung im Blankziehen hast oder noch Lai*in bist. Wir teilen all unser Wissen mit dir und laden dich ein, Teil der Fenstersanierungstruppe in Utopiastadt zu werden. Im kommenden Workshop werden wir dich an das denkmalgerechte Säubern und Schleifen der historischen Holzfenster heranführen.

Du fragst dich, warum du mitmachen solltest?
Gemeinsam erschaffen wir in lehrreicher und geselliger Atmosphäre einen Ort für die Entwicklung von Utopien. In einem Jahr können wir dann stolz vor einen der wohl schönsten historischen, vor allem aber fertig sanierten Bahnhofsgebäude des Tals stehen. Das ist nicht nur gut fürs Ego, sondern auch für die Zukunft unserer Stadt. Ganz nebenbei eignest du dir grundlegende Fähigkeiten der denkmalgerechten Sanierung an, erhältst die Möglichkeit, auch in Zukunft Fenster in Eigenregie zu sanieren und kannst dich gleichzeitig auf deinen fertiggestellten Werken verewigen. Lass ma‘ blank ziehen!

Wann und Wo?
In Utopiastadt (Mirkerstraße 48 | 42105) am:
Samstag, 12. März 2022 | 12 – 15 Uhr | Säubern und Schleifen
Weitere Termine kannst du hier einsehen (Link Utopiastadt Homepage).

Du hast Bock? Dann melde dich unter folgender Email an: fenstersanierung@utopiastadt.eu

Und was ist mit Corona?
Im Rahmen der Workshops gilt 2G+ und eine medizinische Maskenpflicht. Das heißt konkret du musst vorweisen können, dass du doppelt geimpft bist und ein tagesaktuelles Schnelltestergebnis mitbringen. Testmöglichkeiten gibt es bei uns vor der Tür. Die Booster-Impfung ersetzt den tagesaktuellen Test nicht!

Foto: Wolf Sondermann
Design: Lea Schöning

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Von fluider Gleichzeitigkeit und der Ermöglichung utopischer Räume 

»Im Rahmen der letzten zehn Jahre ist »Utopiastadt« zu einem Dreh- und Angelpunkt der (über-)regionalen Stadtmacher*innenszene geworden, von dem aus Impulse aufgenommen und in Richtung kommunaler Verwaltung, Forschung und Zivilgesellschaft weitergespielt werden. Aber was brauchte es, um an diesen Punkt zu gelangen? Und wie kann zukünftigen Akteur*innen der Weg geebnet werden? 

Zivilgesellschaftliche Projekte, wie auch »Utopiastadt«, sind einer anderen Zeitlichkeit verschrieben. Stichwort: fluide Gleichzeitigkeit. Das führt dazu, dass sich Phasen der Realisierung verflüssigen und in verbundenem Nebeneinander vonstattengehen. Das kann als Schwäche verkannt, aber ebenso als Stärke dieser Projekte ausgearbeitet werden. Fluide Gleichzeitigkeit eröffnet zum Beispiel Raum für kurzfristige Spontanität, demokratische Prozesse der Entscheidungsfindung und Korrekturen von Fehlern. Es schärft den Blick für die Relationen zwischen Phasen, ist aber gleichzeitig mit einem andauernden Kraftakt verbunden. Zivilgesellschaftliche Stadtentwicklung ist außerdem ein recht prekäres Vorhaben. Das liegt zu oft an fehlenden materiellen und finanziellen Ressourcen, die für die Aneignung eines Raumes in unserer Gesellschaft essenziell sind. Dialograum ist nicht voraussetzungslos. In erster Linie bedarf die Öffnung dieser Räume Risikobereitschaft und finanzieller Sicherheit. Gerade diese Vorarbeit wird oftmals übersehen und entgeht finanziellen Förderungen. Daraus resultierende prekäre Lebensverhältnisse und enorme Risiken für Privatpersonen sind reale Umstände, denen die zivilgesellschaftlichen Stadtmacher*innen in Phase 0 ausgesetzt sind. Das kann und darf nicht der Anspruch sein, der an gemeinwohlorientierte Akteur*innen gestellt wird, die Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert umsetzen.«

Das ganze Magazin inkl. des Artikels kannst du dir hier downloaden: https://baukultur.nrw/publikationen/magazin-phase-0/

Wort: Max-Mosche Kohlstadt
Bild: Wolf Sondermann

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Fenstersanierungsworkshop | Februar | Denkmal drüber nach!

Wenn das nicht ein erfolgreicher erster Aufschlag war. Mit der Hilfe von 20 ehrenamtlichen Helfer*innen konnten wir am vergangenen Samstag bei bestem Wetter bereits einige Fenster und Blendrahmen von ihrem alten Lack befreien. So nähern wir uns Schritt für Schritt, Schliff für Schliff der Fertigstellung des wohl schönsten, vor allem aber fertig sanierten historischen Bahnhofsgebäude des Tals. Weiter geht es dann am 12. März 2022!

Weitere Informationen zum Workshop gibt es hier: Link zu Utopiastadt Homepage-Beitrag

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Fenstersanierungsworkshops: DENKMAL drüber nach!

Utopien erfordern die Aufarbeitung der Vergangenheit. In unserem Sinne heißt das zuallererst: Die Sanierung der 100 historischen Fenster in Utopiastadt ist ehrenamtliche Handarbeit.

Als der Bahnhof Mirke vor über 140 Jahren eröffnet wurde, war wohl kaum vorstellbar, dass hier zukünftig Utopiastadt ein Zuhause finden würde. Wir wollen das Erbe dieses Ortes im Rahmen unserer Möglichkeiten lebendig halten und dem Gebäude neues Leben einhauchen. Seitdem klettern wir auf Gerüsten herum, schleifen und säubern, spachteln und lackieren wir Fenster für Fenster – Woche für Woche in ehrenamtlicher Handarbeit. Jetzt brauchen wir aber deine Unterstützung, denn das geplante Ende der Sanierung rückt immer näher.

Wir teilen unser kostbares Wissen mit dir und laden dich ein, Teil der Fenstersanierungstruppe in Utopiastadt zu werden. In monatlich stattfindenden Workshops werden wir dich Schritt für Schritt an die einzelnen Arbeitsschritte heranführen, sie gemeinsam mit dir umsetzen und so hoffentlich eine Menge weiterer Fenster sanieren. Denn denkmalgerechte Sanierung ist zwar historisch gesehen eine Sisyphosarbeit, aber keineswegs ein Hexenwerk. Die nächste Fenstersanierung überlassen wir dann Utopist*innen der nachfolgenden Generationen.

Du fragst dich, warum du mitmachen solltest?
Gemeinsam erschaffen wir in lehrreicher und geselliger Atmosphäre einen Ort für die Entwicklung von Utopien. In einem Jahr können wir dann stolz vor einen der wohl schönsten historischen, vor allem aber fertig sanierten Bahnhofsgebäude des Tals stehen. Das ist nicht nur gut fürs Ego, sondern auch für die Zukunft unserer Stadt. Ganz nebenbei eignest du dir grundlegende Fähigkeiten der denkmalgerechten Sanierung an, erhältst die Möglichkeit, auch in Zukunft Fenster in Eigenregie zu sanieren und kannst dich gleichzeitig auf deinen fertiggestellten Werken verewigen. Denkmal drüber nach!

Wann und Wo? (AKTUALISIERTE TERMINE)

In Utopiastadt (Mirkerstraße 48 | 42105) am:
Samstag, 12. Februar 2022 | 12 – 15 Uhr | Säubern und Schleifen
Samstag, 12. März 2022 | 12 – 15 Uhr | Säubern und Schleifen
Samstag, 16. April 2022 | 12 – 15 Uhr | Spachteln
Samstag, 07. Mai 2022 | 12 – 15 Uhr | Spachteln
Samstag, 28. Mai 2022 | 12 – 15 Uhr | Lackieren
Samstag, 11. Juni 2022 | 12 – 15 Uhr | Lackieren

Du hast Bock? Dann melde dich unter folgender Email an: fenstersanierung@utopiastadt.eu

Und was ist mit Corona?

Im Rahmen der Workshops gilt 2G+ und eine medizinische Maskenpflicht. Das heißt konkret du musst vorweisen können, dass du doppelt geimpft bist und ein tagesaktuelles Schnelltestergebnis mitbringen. Testmöglichkeiten gibt es bei uns vor der Tür. Die Booster-Impfung ersetzt den tagesaktuellen Test nicht!

Foto: Wolf Sondermann
Design: Lea Schöning

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Baustelle vor der Tür: Sanierung der historischen Treppenanlage

Foto von Wolf Sondermann

Wie wir schon im Jahresrückblick feststellten: »Utopiastadt ist eine Baustelle«.

Während hinter dem Haus die vielleicht internationalste Baustelle Deutschlands im Rahmen des Solar Decathlon Europe (SDE) entstehen wird, sanieren wir handkräftig die Gepäckabfertigung und das Hautgebäude. Vor einigen Monaten kam dann zusätzlich eine Baustelle vor dem Haus hinzu: die Sanierung der historischen Treppen-/Maueranlage durch die Stadt Wuppertal.

1882 erstmalig fertiggestellt, soll sie 2022 ein zweites mal eröffnet werden. Genauer gesagt bereits am 14. Mai 2022 – pünktlich zum Tag der Städtebauförderung. Nach der Fertigstellung wird dadurch ein Platz zum Verweilen und ein weiteres Fleckchen Grün geschaffen.

Die Stadt hat im Rahmen der Sanierung und der damit einhergehenden Zweckbindung einen 20 jährigen kostenfreien Pachtvertrag mit den Eigentümer*innen abgeschlossen. Darüberhinaus sollen die Fußwege rund um die Treppenanlage als öffentliche Verkehrswege gewidmet werden – das würde eine zeitlich unbegrenzte Möglichkeit der Nutzung miteinschließen.

Weitere Informationen zur Sanierung der Treppenanlage findest du hier auf der Homepage der Stadt Wuppertal.

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STADTENTWICKLUNGSSALON | STADTTEILWERKSTATT ZUR GOLD-ZACK-FABRIK UND DEM Q:M | 04.11. | 18 Uhr

Wie kann es mit dem Grundstück Wiesenstraße 118 und 120 weitergehen?

Schon lange Zeit im Gespräch: Die Wiesenstraße 118, ehemals Gold-Zack-Fabrik. Wie es mit dem Grundstück und im Stadtteil weiter gehen kann, wollen wir gemeinsam in einer Stadtteilwerkstatt entwickeln.

Im Stadtentwicklungssalon geht es um die neuesten Entwicklungen und Untersuchungen zum Standort der ehemaligen Gold-Zack-Fabrik. Zusammen mit Euch/Ihnen, Interessierten und Akteur:innen aus dem Quartier, will das Forum:Mirke Bedarfe und mögliche Wirkungen eines zukünftigen gemeinwohlorientierten Projekts in der Wiesenstraße 118 und 120 skizzieren.

Was erwartet euch?
17:30 – 18:00 Uhr Ankommen
18:00 – 18:30 Uhr Begrüßung und Impulse
18:30 – 20:00 Uhr Werkstattphase
20:00 – 20:30 Uhr gemeinsames Fazit und nächste Schritte

Wo?
In der Wiesenstraße 118, 42105 Wuppertal

Zu Gast sind die Mieter*innen der Immobilie, die die Montag Stiftung Urbane Räume einbezogen haben und eng mit ihnen zusammenarbeiten.

Zu Gast ist außerdem die Montag Stiftung Urbane Räume. Die Stiftung entwickelt bereits fünf Projekte nach dem Initialkapital-Prinzip für eine gemeinwohlorientierte Stadtteilentwicklung, darunter den BOB-Campus in Wuppertal-Oberbarmen. Ob das Grundstück Wiesenstraße 118 und 120 ebenfalls ein solches Projekt werden kann, wird zurzeit geprüft. Dazu gehören die Fragen, wie die Immobilie gemeinwohlorientiert entwickelt werden und wie sie in Zukunft in den Stadtteil wirken kann. Den Zwischenstand dieser Prüfungen wird die Stiftung gemeinsam mit dem Stadtentwicklungsbüro Jung Stadtkonzepte vorstellen.

Die gemeinwohlorientierte Entwicklung fängt im Stadtteil an, deshalb wollen wir beim Stadtentwicklungssalon zusammen überlegen, wie eine gemeinwohlorientierte Entwicklung der Immobilie für das Quartier aussehen kann.

Es gelten die 3G Regeln.

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03.10 | Alte Feuerwache, Kulturwerkstatt und Kulturkindergarten starten Angebote in der „Alten Glaserei“

Neue Angebote für alle Bewohner*innen des Quartiers Großes Familienfest zum Auftakt mit Live-Musik und Flohmarkt 

Mit einem großen Familienfest samt Live-Musik und Flohmarkt ziehen die Alte Feuerwache, die Kulturwerkstatt und der Kulturkindergarten am Sonntag, den 03.10. in die »Alte Glaserei« ein. Das Haus an der Nordbahntrasse (Juliusstraße 12) stand bislang für diverse Ausstellungen – wie z.B. der zum Solar Decathlon – zur Verfügung. 

Ab Oktober öffnet sich die »Alte Glaserei« nun auch mit Angeboten für den gesamten Stadtteil. Der Fokus liegt hier auf Veranstaltungen für alle Familien des Quartiers. Die drei Institutionen möchten mit diesen Impulsen die bunte Bevölkerung des Mirker Viertels, der Nordstadt und des Quartiers Ostersbaum ansprechen und zusammen bringen. Neben ganz niedrigschwelligen Angeboten wie einem Begegnungscafé soll dies auch mit Vorträgen, Kinderkonzerten oder Elternabenden zu aktuellen Themen gelingen. 

Den Einzug in die »Alte Glaserei« feiern die beteiligten Institutionen mit einem großen Familienfest am »Tag der deutschen Einheit«. Der Flohmarkt und das Open Air- Musikprogramm starten um 11Uhr. Ende ist um 18Uhr. Zudem gibt es viele Angebote für Kinder und Kulinarisches. 

Der in der Alten Feuerwache ansässige Verein »Planet K – Kultur für alle e.V.« ist verantwortlich für das Bühnenprogramm. Gemäß seinem Motto »Wir feiern die Vielfalt!« konnte der Verein ein buntes Line-Up auf die Bühne der »Alten Glaserei« locken:
Uncle Ho, Joseph Muaka, Belakongo, Al Watan, Kinder & Jugendliche der Alten Feuerwache, Leonora, Le Mietz, das Sinfonieorchester Wuppertal mit den Kindern des Kulturkindergartens und Dörte aus Heckinghausen & Alexander Löwenherz. Gefördert wird das Bühnenprogramm durch den Landesmusikrat NRW e.V. und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW. 

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Wir sind ansprechbar

  • Du bist in Utopiastadt in einen Konflikt verwickelt und weißt nicht, wie du damit umgehen sollst?
  • Du hast übergriffiges Verhalten auf dem Campus erlebt? 
  • Du bist dir unsicher, wie du Kritik in Utopiastadt äußern kannst? 

Als Team stehen wir allen Utopist*innen bei Problemlagen, Konflikten oder Kritik rund um Utopiastadt mit einer Vielzahl offener Ohren zur Verfügung. Ehrenamtlich und vertraulich.

Du erreichst uns per Mail an ansprechbar@utopiastadt.eu

Dann vereinbaren wir mit Dir einen Termin, hören zu, stehen bei, beraten und unterstützen.

Dein:e
Clara Weise, David J. Becher, Mosche Kohlstadt, Nina Bramkamp, Stephan Lerch


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Stadtentwicklungssalon | Gemeinwohlorientierte Flächenentwicklung: Werkzeuge einer aktiven Bodenpolitik und Kooperationserfahrungen

Text von Max-Mosche Kohlstadt | Bild von Dalibor Relic

Nachdem die Entstehungsgeschichte rund um den Utopiastadt Campus im Rahmen des letzten Stadtentwicklungssalons genauer betrachtet wurde, weitete der 9. Stadtentwicklungssalon den Blick noch einmal überregional aus. Am vergangenen Mittwochabend (19. Mai 2021) berichteten Ricarda Pätzold, Dr. Michael Zumpe und Tobias Stroppel, mit Moderation durch Sascha Gajewski vom Verein »STADTRAUM 5und4«, aus verschiedenen Perspektiven und Projekten über ihre Erfahrungen bzgl. der Sicherung von Stadtentwicklungsflächen und den Mechanismen der Zusammenarbeit mit Kommunen und Städten. Die nachfolgenden Zeilen sollen einen groben Überblick über die Inhalte und Redebeiträge des Abends ausbreiten. Um den 9. Stadtentwicklungssalon noch einmal in voller Länge Revue passieren zu lassen, bietet sich die Aufzeichnung des Abends oder weiterführende Literatur an. Hier geht es zur Aufnahme [Playlist auf Youtube].

Graphic-Recording von Dalibor Relic

Während der 8. Stadtentwicklungssalon einen groben Überblick über das exemplarische Beispiel des Utopiastadt Campus eröffnete, blieb die Frage offen, ob es sich bei der erfolgreichen Sicherung der Flächen des Campus um einen Einzelfall oder vielmehr einen strukturellen Vorgang handle, der nach gewissen Mustern abläuft und somit auch gewissen Regeln und Handlungsräumen unterliegt. Die Dipl.-Ing. Ricarda Pätzold arbeitet beim Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und hat sich in den vergangenen Jahren aus einer wissenschaftlichen Perspektive mit Instrumenten und Maßnahmen strategischer und aktiver kommunaler Bodenpolitik auseinandergesetzt. Hier geht es zur Studie [Link]. Demnach ist Boden durch gewisse Charakteristika definiert, die ihn zu einem nicht vermehrbar Gut machen, zum anderen aber durch einen stetig größer werdenden Bedarf kennzeichnet. Das führt dazu, dass gerade die Preise des urbanen Bodens stetig ansteigen, und damit einhergehend auch die Nutzungen die aus diesem Boden hervorgehen, wie z.B. das Wohnen. In Kombination mit immer stärker verarmenden Kommunen führt dies zu einem Dilemma – Kommunen veräußerten Boden zu früh, fehlende finanzielle Mittel verhindern den Rückkauf zum Zwecke der Stadtentwicklung. Die Auflösung dieses Dilemmas besteht in der Etablierung und Entwicklung einer aktiven kommunalen Bodenpolitk, die sich sowohl durch Nachhaltigkeit als auch durch Zukunftsorientierung auszeichnet. Zentrales Anliegen dieser Bodenpolitik ist im besten Fall das gemeinwohlverträgliche Lösen der Frage, wie mit dem knappen Gut des Bodens verfahren werden soll. Wie aber kann diese Frage gelöst werden?
Langfristig, so empfiehlt die Baulandskommission, sollte eine gewisse Bodenvorratspolitik etabliert werden, die urbane Flächen nicht direkt veräußert, sondern für geeignete Zwecke sichert. Kurzfristig gibt es jedoch gewisse Werkzeuge die als bodenpolitischen Strategien sinnvoll eingesetzt werden können. Zum einen betreffen diese die Art und Weise der Vergabe kommunaler Flächen, zum anderen die fortwährende Entwicklung von Bestandsflächen und die neuwertige Baulandentwicklung auf der grünen Wiese. Aber auch die Kooperation zwischen bürgerschaftlichen Initiativen und Kommunen stellt einen essenziellen Schlüssel zu einer gemeinwohlorientierten Bodenpolitik dar. Um diese Kooperation möglichst ergiebig zu gestalten und über bloße Zwischennutzungsverträge hinauszublicken, können bürgerschaftlichen Akteur*innen durch finanzielle Mittel und Bürgschaften der Kommunen abgesichert werden. Langfristig sollte Boden selbst jedoch schrittweise der Verwertungslogik des Marktes entzogen werden. Die Initiativen tragen bundesweit dazu bei, Bodenpolitik wieder in die Mitte der Debatte zu rücken und die scheinbare Willkür der vergangenen Jahrzehnte einer passiven Bodenpolitik aufzuschlüsseln. Boden und die Politik, die über ihn verfügt, bedarf demnach einer fortschreitenden Revolution die aushandelt, wem Stadt tatsächlich gehört und wer darüber verfügt. Das hochgepriesene Zauberinstrument zur Lösung aller Probleme gibt es allerdings nicht. Oftmals erübrigt es sich als sinnvoller eine standortvariable Aushandlung von Maßnahmen zwischen Kommunen und Initiativen anzustoßen, die individuelle Bedürfnisse und Gegebenheiten berücksichtigt.

Ausschnitt aus dem Graphic-Recording von Dalibor Relic

Dr. Michael Zumpe konnte einen solchen Prozess hautnah miterleben. Er ist Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft »Haus zum Maulbeerbaum« in Landau, die sich zum Ziel setzte ein etwa 700 Jahre altes Haus vor dem Abriss zu bewahren und für die Kommune zu erhalten. Nachdem das Haus im Mittelalter in kirchlichem Besitz verblieb, wurde es später erst zu einem städtischen Gasthaus und dann zu einem privaten und Kaufhaus. In den Nachkriegsjahren wechselte das Gebäude mehrmals den privaten Besitzenden, wurde unter Denkmalschutz gestellt und ging Anfang der Jahrhundertwende in den Besitz der Stadt Landau über. Um das historische Gebäude zu erhalten, gründete sich 2011 der »Freunde des Hauses Zum Maulbeerbaum Landau e. V.«, der sich sowohl historisch als auch kulturell für das Gebäude interessierte. Doch auch hier waren finanzielle Mittel knapp. 2013 entschied sich die Stadt dazu das Haus abzureißen, wenn sich kurzfristig kein*e Investor*in finde. So gründete der e.V. 2015 eine gemeinnützige Genossenschaft und erarbeitet ein Konzept für die Sanierung und weiterführende Nutzung des Gebäudes. Die Kommune verhielt sich eher skeptisch, stellte jedoch unter utopischen Bedingungen die Möglichkeit das Haus an die Genossenschaft zu übertragen. Die Bedingungen äußerten sich in 800.000€ Eigenanteil und der Entwicklung eines Finanzplanes innerhalb von achtzehn Monaten. Doch entgegen des erwarteten Scheiterns änderte sich die Sachlage 2016 nach dem Wechsel des Oberbürgermeisters. Er änderte die Haltung der  Kommune gegenüber der Genossenschaft, befürwortete das Vorhaben, stutze Bedingungen zurück und trug dazu bei, dass der Genossenschaft das Haus übertragen wurde. Darüber hinaus wurde das finanzielle Budget, dass ursprünglich zum Abriss des Gebäudes verwendet werden sollte, als Startkapital für die Sanierung umfunktioniert. Im Januar 2020 begannen die ersten Baumaßnahmen und inzwischen konnte das historische Gebäude bereits so weit hergestellt werden, dass es nicht mehr einsturzgefährdet ist.
Aber wie kam es zum Erfolg des Vorhabens? Welche Faktoren fielen begünstigen aus? Zumpe berichtet, dass vor allem die Rechtsform der Genossenschaft, also die Ansammlung von Bürger*innen und Zusammenführung ihrer Interessen, in Kombination mit der Gemeinnützigkeit des realistischen Konzepts, entscheidende Kräfte in Bewegung setzen. Des Weiteren trug die Partnerschaft mit der Stadt, die personelle Verbindung in die Stadtspitze, als auch die Unterstützung durch die Länderpolitik dazu bei, dass das Projekt großen Rückhalt aus richtigen Kreisen erhielt. Zumpe ist auch der Überzeugung, dass die wohlwollende Berichterstattung der Medien dazu beitrug, dass der Rückhalt in der Bürgerschaft allgegenwärtig ist.

Ausschnitt aus dem Graphic-Recording von Dalibor Relic

Auch Tobias Stroppel ist in einen bürgerschaftlichen Prozess der Sicherung und Entwicklung von urbanen Flächen involviert. Er ist Geschäftsführer der B-Side GmbH Münster, die einen Gebäudekomplex mit umliegenden Flächen im Münsteraner Stadthafen 1 sicherte und fortan für kreative und kulturelle Nutzung entwickelte. Bei dem Gebäudekomplex handelt es sich um einen recht zentrumsnahen ehemaligen Lebensmittelspeicher, der lange Zeit lediglich als Lagerraum genutzt wurde, bis er ab ca. 2010 durch kreative Akteur*innen zwischengenutzt wurde. Hier entwickelte sie eine nicht-kommerzieller kreativer Raum für Münsteraner*innen und Kultur. Ab 2015 liefen jedoch die Erbbaurechtsverträge aus und die Stadt wollte sowohl das Grundstück, als auch den umliegenden Hafen entwickeln. Angesichts der zentralen Lage und dem Standort Münster, blieb die Suche nach Investor*innen, die hochpreisige Büroräumlichkeiten entwickeln wollten, nicht lange erfolglos. Da die Stadt und die Investor*innen die bereits vorhandene aktiven Szene und Anwohnerschaft jedoch nicht in den Prozess mit einbezogen, entwickelte sich Protest aus der Zivilgesellschaft, die sich aktiv gegen eine kommerzielle Nutzung der Flächen, und für eine gemeinwohl- und bedarfsorientierte Entwicklung der Fläche, aussprach. Was genau unter Gemeinwohlorientierung im Quartier zu verstehen ist, wird im Rahmen der B-Side in halbjährlich stattfindenden Quartierskongressen mit 200 wechselnden und zufällig zusammengestellten Anwohner*innen des Quartiers ausgehandelt. In diesen Kongress entwickeln sie einen Quartiersgemeinwohlindex, in dem die Ziele der Gemeinnützigkeit festgeschrieben sind. Während in den kommenden Jahren das gesamte Umfeld zu renditenorientierten Glaspalästen modernisiert wird, bleibt die B-Side als Insel und Produkt des zivilgesellschaftlichen Engagement für das Quartier bestehen. So wurden gemeinsam mit der Stadt und der Wirtschaftsförderung ein Nutzungsüberlassungsvertrag ausgehandelt, der der B-Side vorerst für die kommenden 20 Jahre ermöglicht, das Gebäude nach den festgeschriebenen Vorgaben zu nutzen. Eine Übertragung des Erbbaurechts war anfangs angedacht, wurde jedoch vonseiten der Stadt Münster nachfolgend zurückgezogen.
Stroppel ist der Auffassung das im Prozess der Etablierung der B-Side keine institutionalisierten Instrumente der Bodensicherung angewendet wurden. Vielmehr geht er davon aus, dass Einzelfallentscheidungen auf Basis des anfänglichen zivilgesellschaftlichen Protests und öffentlichen Auseinandersetzung zum Erfolg des Vorhabens führten. So ist es anzunehmen, dass angesichts des Münsteraner Beispiels, auch nach wie vor kein strukturelles Umdenken stattgefunden hat, sondern vielmehr eine Entscheidungsfindung auf Einzelfallbasis. Der Fakt, dass diese Einzelfallentscheidung funktionieren kann, bedeutet allerdings nicht, dass langfristig keine Etablierung und Entwicklung einer Bodenpolitik notwendig ist, um urbane Vielfalt möglichst flächendeckend und gentrifizierungsfrei zu ermöglichen.

Mitschnitt aus dem Stream | (u.l.) Ricarda Pätzold, (u.r.) Dr. Michael Zumpe, (o.r.) Tobias Stroppel und (o.l.) Sascha Gajewski

Letztendlich bleibt zu vermerken, dass bodenpolitische Entscheidungen immer auf strukturellen Gegebenheiten fußen und diese somit bedingen. Nur weil die Werkzeuge dafür nicht explizit angewandt werden, beeinflussen sie somit trotz alledem den Prozess. Pätzold hält fest, dass nicht alle erfolgreichen Projekte lediglich Glück haben, sondern vielmehr strukturelle Prozesse und Wohlwollen aus vorangegangenen Prozessen über Erfolg entscheiden. Gleichzeitig reichen Kommunen jedoch keine Leuchtturmimpulse aus anderen Städten – sie müssen oftmals selbst Erfahrungen machen, bevor sie Vertrauen in bürgerschaftlichen Projekte fließen lassen. Paradoxerweise begegnen Kommunen den Investor*innen, die mit ihren Vorhaben auch scheitern können, mit mehr Vertrauen. Das zeigt erneut, wie sehr Boden und dessen Möglichkeiten in eine Marktlogik eingebunden ist, die ihn als verwertbares Gut wahrnehmen und nicht als gemeinwohlorientierte Verpflichtung. Zumpe betont außerdem abschließend noch einmal, wie wichtig die wohlwollende Verbindung zur Kommune bleibt. Schlussendlich müsse man den Kommunen klarmachen, dass ein Scheitern gemeinwohlorientierter Projekte, an von der Stadt konstruierten Hürden, auch immer rückwirkend auf die Kommune reflektiert. Am Ende kommt es darauf an, ausdauernd am Ball zu bleiben und gemeinsam den Kipppunkt der Kommune zu erreichen.

Die gesammelten Werkzeuge und geschilderten Erfahrungen werden in einer dritten Veranstaltung im Juli mit lokalen Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung auf ihre Übertragbarkeit und Anwendbarkeit in Wuppertal diskutiert. Das Forum:Mirke bedankt sich bei allen Gäst*innen für ihre Redebeiträge und für die Unterstützung durch die Bezirksvertretung Elberfeld und den Projektpartner Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V.. Falls du die Veranstaltung nochmal anschauen möchtest, kannst du dies unter folgendem Link tun [Link zur Playlist]. Auf Grund technischer Schwierigkeiten, wurde der Videomitschnitt in mehrere Videos aufgeteilt.