»Im Rahmen der letzten zehn Jahre ist »Utopiastadt« zu einem Dreh- und Angelpunkt der (über-)regionalen Stadtmacher*innenszene geworden, von dem aus Impulse aufgenommen und in Richtung kommunaler Verwaltung, Forschung und Zivilgesellschaft weitergespielt werden. Aber was brauchte es, um an diesen Punkt zu gelangen? Und wie kann zukünftigen Akteur*innen der Weg geebnet werden?
Zivilgesellschaftliche Projekte, wie auch »Utopiastadt«, sind einer anderen Zeitlichkeit verschrieben. Stichwort: fluide Gleichzeitigkeit. Das führt dazu, dass sich Phasen der Realisierung verflüssigen und in verbundenem Nebeneinander vonstattengehen. Das kann als Schwäche verkannt, aber ebenso als Stärke dieser Projekte ausgearbeitet werden. Fluide Gleichzeitigkeit eröffnet zum Beispiel Raum für kurzfristige Spontanität, demokratische Prozesse der Entscheidungsfindung und Korrekturen von Fehlern. Es schärft den Blick für die Relationen zwischen Phasen, ist aber gleichzeitig mit einem andauernden Kraftakt verbunden. Zivilgesellschaftliche Stadtentwicklung ist außerdem ein recht prekäres Vorhaben. Das liegt zu oft an fehlenden materiellen und finanziellen Ressourcen, die für die Aneignung eines Raumes in unserer Gesellschaft essenziell sind. Dialograum ist nicht voraussetzungslos. In erster Linie bedarf die Öffnung dieser Räume Risikobereitschaft und finanzieller Sicherheit. Gerade diese Vorarbeit wird oftmals übersehen und entgeht finanziellen Förderungen. Daraus resultierende prekäre Lebensverhältnisse und enorme Risiken für Privatpersonen sind reale Umstände, denen die zivilgesellschaftlichen Stadtmacher*innen in Phase 0 ausgesetzt sind. Das kann und darf nicht der Anspruch sein, der an gemeinwohlorientierte Akteur*innen gestellt wird, die Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert umsetzen.«
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Wort: Max-Mosche Kohlstadt
Bild: Wolf Sondermann