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Logbuch

Mit Zollstöcken zur Digitalisierung im Bauhandwerk?

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« alle 14 Tage eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Die heutige Kolumne ist von Miriam Venn:

Logbucheintrag 0.13

Zugegeben, meine Hände funktionieren besser an der Tastatur als an der Bohrmaschine. Aber mit Stichsäge und Kantenfräse läuft es dank meines Freundes, Zimmermann, schon ganz passabel. Nach 1,5 Jahren »DigIT_Campus – das Bauhandwerk der Zukunft« – und damit Halbzeit in unserem JOBSTARTER Plus-Projekt – kann ich sagen, dass mich modernes Bauen irgendwie gepackt hat. Durch die Digitalisierung im Bauhandwerk lassen sich Prozesse im Unternehmen optimieren und beschleunigen. Laserscanner oder Flugdrohne fürs digitale Aufmaß, Büro und Baustellen per App verbunden – smarte Lösungen sind da. Allein, welche kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nutzen sie schon und haben auch noch die Kapazitäten, ihre Mitarbeitenden in diesen Bereichen fit zu machen?

Nicht so viele, obwohl es doch dabei hilft, dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben. Und, mal abgesehen davon, dass der Einsatz digitaler Lösungen letztlich Geld und Zeit spart, macht es Betriebe auch attraktiv für Nachwuchskräfte – und die werden ja händeringend gesucht. Dazu kommen die Potenziale für die Nachhaltigkeit, die die Digitalisierung des Bauhandwerks mit sich bringt – um noch schnell ein weiteres Fass aufzumachen …

Klar war, hier wollen wir was tun und KMUs aus der Region dabei unterstützen, ihre Aus- und Weiterbildung in diese Richtung anzupassen. Wir, das sind die Utopiastadt, die Bauingenieur:innen der Uni Wuppertal und die Neue Effizienz, beraten unter anderem durch Fachverbände und lokale Unternehmen.

Was dabei rausgekommen ist? Zwei kostenlose Zusatzqualifizierungsprogramme – eins für die KMUs und eins für die Azubis, die damit zu Botschafter:innen für Digitalisierung im Unternehmen werden können. KMUs haben die Möglichkeit, sich aus unterschiedlichsten Veranstaltungs- und Beratungsformaten die für sie spannendsten Angebote in den Themenbereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ausbildungsförderung herauszupicken. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Für die Azubis bieten wir ein insgesamt 14-tägiges Schulungsprogramm an: Von Oktober 2021 bis Juni 2022 erleben die Azubis in gewerkeübergreifenden Teams, was im Bauhandwerk durch den Einsatz digitaler Werkzeuge alles möglich ist – in Theorie und vor allem Praxis!

Utopiastadt sollte eigentlich schon in der ersten Runde des Azubi-Programms inspirierender Lernort sein – und die Teams sollten auch live dort bauen. Corona zwang uns leider vor die Monitore, aber wir haben dennoch das Maximum rausgeholt.

So, aber was hat das jetzt alles mit Freibier und Zollstöcken zu tun? »Ihr müsst einfach Bierchen und Zollstöcke rausgeben, dann kommen die Leute auch«, hat mir mein Freund diese Woche noch gesagt, als ich kurz davor war, dieser Kolumne den Titel zu geben »Wie es sich anfühlt, wenn man was Cooles hat, das kaum einer will«. Denn eigentlich müssten wir längst Wartelisten haben statt freier Plätze. Vielleicht ändert diese Kolumne was daran … Sonst weiß ich ja, was zu tun ist. Prost!


Erstveröffentlicht am 23.09.2021 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/logbucheintrag-013-mit-zollstoecken-und-freibier-zur-digitalisierung-im-bauhandwerk_aid-62923893