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Logbuch

Auf Wiedersehen, ihr Zwei

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von Pia Rodermond:

LOGBUCHEINTRAG 0.58

Lieber Julius, liebe Renee.

Nun ist die Zeit gekommen und euer Bundesfreiwilligendienst ist vorbei. Die Zeit mit euch verging wie im Flug, dennoch war sie voll mit unvergesslichen Erlebnissen. Wir haben nach dem Feierabend spontan Dinge unternommen, sind zum Beispiel in der Wupper schwimmen gegangen oder haben einfach zusammen auf dem Balkon Zeit verbracht. Dazu gab es Raucherpausen über den Dächern Wuppertals oder Feierabende, die wir bis zum nächsten Morgen haben ausklingen lassen.
Ihr habt es geschafft, aus manch so stressigen Tagen schönere zu machen. Ihr seid unersetzlich! Ich habe mich von Anfang an sehr wohl mit euch gefühlt und selbst, wenn wir mal Meinungsverschiedenheiten hatten, konnten wir Probleme zwischen uns immer mit aufrichtiger Akzeptanz und Toleranz aus der Welt schaffen.
So verschieden wir auch alle sind, bin ich so unglaublich dankbar, euch kennengelernt zu haben. Ihr habt mir beide auf verschiedene Arten die Möglichkeit gegeben, meinen Horizont zu erweitern.

Julius, du hast mir beigebracht, auch die andere Seite der Münze zu betrachten. Die Perspektive zu ändern und meine Vorurteile abzulegen. Deine Fähigkeit, komplexe Themen auf eine verständliche Weise zu erklären, hat mir oft neue Einsichten gegeben und mich zum Nachdenken angeregt. Renee, von dir habe ich gelernt, mich selbst zu reflektieren und mich in Selbstfürsorge zu üben. Dein Talent, selbst aus den herausforderndsten Situationen das Beste zu machen, hat uns stets inspiriert und motiviert.
Außerdem war es auch die aufrichtige Ehrlichkeit, die ich an euch beiden geschätzt habe. Aber auch davon ab konnte ich viel von euch lernen, was all die handwerklichen Dinge betraf. Ich bin mit euch über meine Komfortzone hinaus gegangen, bin mit euch mutiger und selbstbewusster geworden.
Wir haben gemeinsam zahlreiche Herausforderungen gemeistert, uns gegenseitig unterstützt und uns dabei immer als Team gefühlt. Eure hilfsbereite und zuvorkommende Art hat uns als Team zusammengeschweißt und unverkennbar gemacht.

Die vielen kleinen und großen Momente, die wir miteinander geteilt haben, werden mir immer in Erinnerung bleiben. Ob es nun das gemeinsame Lachen über unsere kleinen Missgeschicke war oder das intensive Gespräch über die Zukunft – all diese Erfahrungen haben uns einander näher gebracht und unsere Zeit unvergesslich gemacht.
Ich werde es sehr vermissen, mit euch zu lachen, zu weinen, ehrliche und tiefe Gespräche zu führen und vor allem Utopiastadt zu einem besseren Ort zu machen, als er eh schon ist. Die Zeit mit euch war unglaublich wertvoll und die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Erlebnisse werden mich noch lange begleiten. Ihr habt großartiges geleistet!

Ich wünsche euch von ganzem Herzen nur das Beste für eure kommende Uni-Zeit und für alle die Abenteuer, die noch auf euch warten. Ihr verdient eine tolle, aufregende Zeit mit neuen Erlebnissen und Möglichkeiten, genau so, wie wir sie hatten.

Wir sehen uns bald wieder, danke für alles!
<3 Pia


Erstveröffentlicht am 12.09.2024 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/wuppertaler-utopiastadt-kolumne-auf-wiedersehen_aid-118868459


Unterstütze Utopiastadt durch eine Spende: https://www.betterplace.org/de/projects/120555

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Hereinspaziert!

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von David J. Becher:

Logbucheintrag 0.54

Am Mittwoch war Baustellenbegehung im Hauptgebäude. Zwei Menschen vom staatlichen Rechnungsprüfungsamt waren zu Besuch, haben sich den Stand der Sanierungsarbeiten zeigen lassen, sich über den bisherigen und geplanten Verlauf der Baustelle informiert und sich allgemein das Projekt Utopiastadt näher erklären lassen.

Dabei kam auch die Frage auf, ob die Sanierung nicht wesentlich einfacher liefe, wenn sie nicht im laufenden Betrieb stattfände. Eine Frage, mit der sich gleich auch die prächtige Dialektik des Konjunktivs zeigt: Vielleicht wäre das einfacher. Aber dann wär hier halt auch nichts. 
Denn anders, als bei Gemeinwohleinrichtungen vergleichbarer Größe, steht hinter Utopiastadt weder ein weltlicher noch ein kirchlicher Träger, keine Stiftung oder  stille Mäzenin, die die Stellen finanziert, die sich um den Betrieb – und somit auch um die Baustelle – kümmern. Während Architektur- und Projektsteuerungsleistungen förderfähig und damit zu 80% vom Land NRW finanziert sind, müssen wir die Bauleitung vollständig selber stemmen. Und auch, wenn hier sehr viele Dinge ehrenamtlich erledigt werden, braucht es hier und da dringend bezahlte Vollzeitarbeit. Die wiederum braucht zur Finanzierung den laufenden Betrieb. Darüber wollen wir uns gar nicht beklagen, dass der Prozess mühsam würde, war uns von Anfang an klar, das kriegen wir hier hin.
Was mir aber Mittwoch bewusst wurde: So selbstverständlich, wie wir hier stets diesen laufenden Betrieb mitgedacht und mitgeplant haben, ist das für viele Blicke von außen gar nicht. Die sehen halt ein eingerüstetes Gebäude und bei schönem Wetter eine Trassengastro. Oder eben, wie das Rechnungsprüfungsamt, zunächst nur den Zahlenfluss einer großen Sanierungsbaustelle. Dass aber ganzjährig Gastronomie-, Veranstaltungs- und Coworkingräume zur Verfügung stehen und genutzt werden, überrascht viele. Geburtstage, Konferenzen, Hochzeitsbankette oder Fotoshootings, Freudenfeiern zur Taufe oder Trauerfeiern zur Beerdigung – das ist nur ein Teil der Sachen, für die Menschen den Wartesaal 3. Klasse, die Besprechungsräume im Coworking Space oder auch das Café Hutmacher nutzen (Letzteres, wenn es nicht gerade für den regulären Gastbetrieb geöffnet ist). Auch freuen wir uns, wenn Räume für öffentliche Veranstaltungen gemietet werden, so wie zum Beispiel am Montag vom Kulturbüro für eine Lesung zur Literatur-Biennale.

Was ich eigentlich sagen will: Die Räume sind da! Kommt vorbei, schaut sie Euch an, nutzt sie für das, was Ihr gerne hier veranstalten, feiern, besprechen oder erarbeiten wollt – und unterstützt damit unmittelbar den Betrieb Utopiastadt: https://utopiastadt.eu/vermietung

Ein Betrieb, der auch dafür angetreten ist, Räume für alle zu öffnen: Für die, die eine Miete oder eine sonstige Nutzungsgebühr leisten können genau so wie für die, die das nicht können, aber etwas für das Gemeinwohl ausprobieren, anbieten und umsetzen wollen. Egal, zu welchen der genannten Ihr gehört: Sprecht uns gerne an, wir haben geöffnet. Hereinspaziert!


Erstveröffentlicht am 10.05.24 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/utopiastadt-kolumne-hereinspaziert_aid-112433233